Bocholt. Mit 75 Rinderkraftbrühen fing alles an. Das Bocholter Traditionsunternehmen Borgers feierte vor wenigen Wochen seine Jubilare. Es folgten Büffet und Nachtisch. Dies ließ sich der Betrieb, der wenige Wochen nach dem Festakt Insolvenz anmeldete, was kosten. Rund 5.500 Euro lautet die offene Rechnung. Gastronom Ronald Boterkoper ist sauer. So sauer, dass er sich nun vorbehält, Strafanzeige zu stellen. Für ihn sei das, wie er sagt, Betrug. Und hierbei gehe es ihm nicht mal in erster Linie ums Geld. Es gehe ihm ums Prinzip.
Borgers feiert und hinterlässt offene Rechnung
Die Firma Borgers habe bei ihm gefeiert, berichtet Ronald Boterkoper, der in Bocholt das Restaurant Schiffchen betreibt. Bezahlt habe das Unternehmen aber nicht. „Klar“, sagt er, „drei Wochen, bevor die Öffentlichkeit erfährt, dass das Unternehmen Insolvenz anmeldet, gibt man nochmal ordentlich Geld aus. Dass es bei Borgers kriselt, wusste ganz Bocholt und das ging in der Vergangenheit hinlänglich aus Medienberichten hervor. Entschuldigung, aber in solch einer Zeit zu feiern und dann die Zeche zu prellen, das finde ich für ein Traditionsunternehmen wie Borgers schon peinlich.“
Boterkoper: „Unpassend in Krisenzeiten“
Es soll eine Jubilarfeier gewesen sein, zu dem das Bocholter Unternehmen seine langjährigen Mitarbeiter eingeladen hatte. Bei Facebook hatte Borgers SE & Co. KGaA noch kundgetan, dass es 24 40-jährige, 43 25-jährige Borgers-Frauen und -Männer (2021/2022) auf gemeinsam 2.057 Dienstjahre bringen. „Das ist wirklich klasse, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern solch eine Wertschätzung entgegenbringen und ich freue mich natürlich für jeden einzelnen Beschäftigten“, so Boterkoper. „Ich aber finde es unpassend, in einer Krise mit immensen Schulden in dieser Form zu feiern, wenn man als Unternehmen verschuldet ist…
Es gehe einfach ums Prinzip
Es geht mir in erster Linie nicht einmal um das Geld, obwohl das wehtut. Denn wir als Gastronomie haben in den vergangenen drei Jahren nun wirklich kämpfen müssen. Es geht mir ums Prinzip.“ Als er den Post auf Facebook gelesen habe, wie schön sie alle doch gefeiert hätten und man schaue in die Zukunft und wenn er an die Reden denke, die zwischen Suppe, Büffet und Desserts gehalten wurden, dann habe er nur noch mit dem Kopf schütteln können.
Gewisse Arroganz gegenüber dem Personal
CEO Jürgen Otto habe sich 90 Minuten, bevor die Gäste eingetroffen seien, noch persönlich davon überzeugt, dass im Gastronomiebetrieb die Vorbereitungen zu seiner Zufriedenheit liefen. Bevor er zur Museumsführung aufgebrochen sei, habe er das Personal darauf hingewiesen, dass dies und jenes stimmen müsse, bis er wieder da sei, „sonst müssten sie sich eben sputen“, berichtet der Niederländer. „Ganz ehrlich, ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Nur so viel: Für mich gehört so eine Story einfach mal an die Öffentlichkeit.“
Otto: Keine Stellungnahme
CEO Jürgen Otto wollte sich auf Nachfrage unserer Redaktion am 14. Dezember 2022 nicht dazu äußern. „Wenn es nun heißen sollte, man sei zum Zeitpunkt der Feierlichkeit nicht davon ausgegangen, dass das Unternehmen in die Insolvenz gehen müsse, dann verstehe ich die Welt nicht mehr“, zeigt sich Boterkoper verärgert. Für mich ist das Eingehungsbetrug.“
Hinweis: Offene Rechnungen anmelden
Thomas Schulz, Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Frank Kebekus, meldete sich auf Nachfrage unserer Redaktion zurück und nahm schriftlich Stellung: Als Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters verweist er auf die Rechtslage. Offene Rechnungen, die bis zum Tag des Insolvenzantrags nicht beglichen sind, können ab Eröffnung des Insolvenzverfahrens zur Insolvenztabelle angemeldet werden.
„Guter Eindruck gleich zum Neueinstieg“
Zuvor hatte der Gastronom Post des vorläufigen Insolvenzverwalters erhalten, dass eine Bezahlung nun nicht mehr möglich sei. Ronald Boterkoper: „Nicht zahlen dürfen, ist die eine Sache, überhaupt eine Leistung zu bestellen, die andere. Wenn Herr Otto nun zu einem anderen Unternehmen wechselt, dann weiß ich nicht, ob das, was mit uns hier gemacht wurde, dort zum Einstieg gleich einen guten Eindruck macht.“
Schiffchen-Inhaber will Strafanzeige stellen
Auf die Frage, ob ihn die offene Rechnung jetzt in finanzielle Not bringt, verneint der Gastronom. „Gott sei Dank nicht“, sagt er. „Es hätte aber auch einen anderen treffen können. Vielleicht denkt man im Vorstand mal drüber nach. Wie man es auch nimmt, 5.500 Euro sind auch für meinen Betrieb eine Menge Geld. Wertschätzung für Mitarbeiter, ja, das halte ich für sehr wichtig. Aber wenn kein Geld da ist, dann kann man auch anders Danke sein. Oder man zahlt die Rechnung einfach mal aus der eigenen Tasche.“ Er jedenfalls wolle gegen Otto Strafanzeige stellen.