Bocholt. Die Zahl derer, die heute noch plattdeutsch sprechen, wird zunehmend geringer. Schade, denn so geht ein wichtiges Stück Kulturgut verloren. In Bocholt gibt es Vereine, die sich für den Erhalt von Bocholter Platt stark machen. Und dann gibt es da noch die Änne. Eine 80-jährige Bocholterin, die seit Beginn der Corona-Pandemie für Spaß sorgt. Im Video nimmt sie Lokales auf die Schippe. Und damit auch die jungen Leute wissen, worum es in ihren plattdeutschen Beiträgen geht, ist Änne inzwischen internäschenäl unterwegs. Ab sofort treibt’s Änne auch auf Bocholt-Online auf die Spitze.
Bocholts Kultfigur in lila-grau
Änne macht sich ihre Welt, wie sie ihr gefällt. Und das tut Bocholts Kultfigur mit viel Humor und grundsätzlich auf Bocholter Platt. Damit sie aber auch jeder verstehen kann, hilft Änne mit der ein oder anderen Translation weiter. Änne ist 80 und mit der plattdeutschen Sprache aufgewachsen. Das heißt aber nicht, dass sich die gute Dame im lila Pullover und in grauer Gabardine-Hose nicht auch ein bisschen Englisch kann. Die zweite Weltsprache neben Bokelts Platt wendet sie immer dann an, wenn sie das Gefühl hat, irgendwer versteht nicht, was sie gerade so meint.
Änne internäschenäl, wer bist du?
Änne ist eine Kunstfigur. Geboren wurde sie in den 80er Jahren im Print. Woche für Woche schrieb Änne über ihre Erlebnissen mit Mann, Hund, Freunden, Familie, Bekannten, Nachbarn oder auch Ärzten. Bei ihrer Geburt wog Änne 54 kg bei einer Größe von 1,67cm und einem imaginären Alter von 80 Jahren. Mehr als 20 Jahre schrieb Änne ihre Dönekes. Dann kam die Pandemie, die ganze Welt sprach von Digitalisierung und auch Änne ging online (O-Ton: ohneLine). In bewegten Bildern das Laufen lernte die Bokeltse Tuffel (the bocholter potato) das Laufen.
Bitte nicht aufhören
Seit Juli 2020 hält Änne die Welt – also Bocholt – in Videoclips in Atem. Man weiß nie, wo sie auftaucht. Man weiß nie, wen und was sie auf die Schippe nimmt. Aber man erkennt sie sofort. Denn sie trägt lila Pullover mit Perlmuttknöpfen an Gabardine-Hose mit Gummibund. Selbst ohne Änne-Outfit heißt es: Sind sie nicht die Änne? Ob unterwegs mit dem Hund im Wald, beim Shopping in der City oder im Geschäft. So oft heißt es: Ich feiere die Beiträge. Danke. Ich habe schon so gelacht. Bitte nicht aufhören.
Und die Ideen und die Motivation?
Eigentlich sollte Änne nur ein einmaliger Spaß bleiben. Ihr erster Videoausflug hieß für Änne Testfahrt mit einem E-Auto. Doch Änne hatte Blut geleckt und dachte sich: Wenn schon Pandemie, dann bitte nicht ohne ein paar heitere Minuten. Corona blieb. Und damit auch Änne. Als der erste Änne-Beitrag online ging, da war Holland in Not. Was werden die Leute nur denken? Die werden sagen, die…. – jetzt dreht sie völlig durch. Doch der Wahnsinn hat sich gelohnt. Spätestens seit dem Änne-Auftritt auf dem Bocholter Aasee-Festival wird die Kunstfigur gebucht. Aber nicht selten nimmt sich Änne auch die Zeit, einen der Vereine zu besuchen, ganz gleich ob Bürgerverein Biemenhorst, Plattdütsen Kring oder Heimatverein Mussum.
Woher die Ideen?
Nun, die ergeben sich immer im Alltag. Oder nachts. Oder einfach so. Wie zuletzt in Duisburg auf dem roten Teppich der geladenen VIPs von Ralph Siegel. Es passiert einfach. In dem Moment, in dem die Kamera läuft, ist Änne Änne. Dann hat die 80-Jährige vielleicht einen Plan. Vielleicht. Aber ein Story-Board? Gibt’s nicht! Was passiert, passiert.
Aber nochmal: Wer ist Änne?
Änne ist die Bocholter Reporterin. Und damit das zweite Gesicht Eurer Bocholt-Online-Autorin. Änne ist Gabi Frentzen. Wie lange sie als Änne noch Unfug treiben will? Solange es in der Welt ein Lachen braucht.
Die Kunstfigur
Geboren: 80er Jahre in Bocholt
Alter: 80
Laufen gelernt: In Corona
Ännes Job: Freiberufliche Rentner-Reporterin mit verdammt schmalen Portemonnaie
Werdegang: Volksschule, Herd
Status: Verheiratet, zwei Kinder, zwei Enkel, ein Hund
Der Charakter
ein bisschen naiv, babbelt schon daher, bevor sie sich wirklich schlau gemacht hat (womit sie in den sozialen Medien nun wirklich keine Ausnahme darstellt);
ist immer total nervös, wenn sie als Überraschungsgast eingeladen ist, verkneift sich den Angstschweiß aber in der Miederhose;
nah am Wasser gebaut, wenn es um Ungerechtigkeiten geht;