Kreis Borken/Bocholt. In einem Workshop zum Thema Umgang mit Menschen, die durch Gewalt traumatisiert wurde, lud Anfang Dezember 2022 die Arbeitsgruppe Gesundheit des „Runden Tisches GewAlternativen“ ins Europahaus nach Bocholt ein. In Zeiten steigender häuslicher Gewalt wie auch traumatisierter Flüchtlinge, die zu uns kommen, sind Schulungen für Ersthelfer wichtiger denn je.
Rund 20 ehren- und hauptamtliche Fachkräfte aus verschiedenen Einrichtungen und Institutionen im Westmünsterland, die überwiegend mit von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffenen Frauen arbeiten, nahmen teil. Veronika Kendzia, Sozialarbeiterin und Fachberaterin für Psychotraumatologie, schulte die Frauen. Die Referentin ging bei ihrem Vortrag unter anderem darauf ein, welche Folgen eine Traumatisierung für Betroffene hat und wie sich dabei vor allem das Gehirn dauerhaft verändert.
Helfer müssen angemessen handeln
Die daraus resultierenden Traumafolgestörungen sind „normale Reaktionen auf unnormale Ereignisse“, erläuterte die Expertin. Nicht selten seien posttraumatische Belastungsstörungen die Folge. Die Helfer stünden oft unvermittelt vor der schwierigen Aufgabe, angemessen handeln zu müssen. Anhand praktischer Übungen erfuhren die Teilnehmerinnen, wie sie in diesen Situationen angemessen agieren können und wo die Grenzen der ehrenamtlichen Hilfsmöglichkeiten erreicht sind.
Gefahr von Traumaübertragung
Weitere Schwerpunkte der Fortbildung waren beispielsweise der Umgang mit Drucksituationen, die Gefahr der Traumaübertragung auf die Helfer in Beratungsgesprächen sowie die Selbstfürsorge der Fachkräfte, damit sie diese schwierige Aufgabe auf Dauer leisten können, ohne selbst gesundheitlich zu Schaden zu kommen.
Vielzahl geflüchteter Menschen, die Hilfe brauchen
Mit dem Workshop zeigten sich die Veranstalterinnen am Ende des Tages sehr zufrieden. „Aufgrund der positiven Resonanz werden wir auch weiterhin Schulungen im Umgang mit traumatisierten Menschen anbieten“, sagte Veronika Kampshoff, Sprecherin der Arbeitsgruppe Gesundheit des Runden Tisches „GewAlternativen“. Irmgard Paßerschroer, Geschäftsführerin des Runden Tisches, ergänzte: „Angesichts stetig steigender Zahlen im Bereich häuslicher Gewalt, aber auch wegen der Vielzahl an Geflüchteten, die schwer traumatisiert in Deutschland ankommen, sind Schulungen dieser Art für Ersthelfer dringend erforderlich.“
Weitere Infos zum Runden Tisch gegen häusliche Gewalt – „GewAlternativen“ gibt es auf www.gewalternativen.de/en/service/themen/gleichstellung/gleichstellung/dienstleistungen-aufgaben/gleichstellung-runder-tisch-gegen-haeusliche-gewalt/.