Bocholt/Rhede. Claudia, Rebecca, Pattrick, Rüdiger und Jörg – wir treffen fünf Menschen, die sozusagen in der Warteschleife stehen. Als Ex-Mitarbeiter von Real in Rhede sollen sie vom Betreiber des neuen Edeka-Marktes übernommen werden. Seit vier Monaten sitzen sie nun schon zuhause. Am Standort Gronauer Straße tut sich nichts. Als Betriebsratsmitglieder erhielten sie jetzt aus der Presse die Info: Erst im August 2023 oder auch später soll eröffnet werden. Wieder keine Vorabinfo. Wieder neue Sorgen.
Zumindest Info von der Stadt erhofft
„Alles ist so, wie wir es seit Jahren bei Real erlebt haben“, so Jörg Kellermann. Der Betriebsratsvorsitzende durfte der Presse entnehmen, dass der Umbau von Real zu Edeka wohl erst im Januar nächsten Jahres beginnen wird. Diese Information wurde auf der Ratssitzung am Mittwoch, 19. Oktober 2022, in Rhede bekanntgegeben. „Das sind ja noch Monate“, so Kellermann. „Keiner hat uns als Mitarbeiter mal informiert. Zumindest seitens der Stadt Rhede hätten wir uns das gewünscht, da wir ja als Betriebsrat dort in Kontakt sind.“
„Neun Monate“ bereiten Sorge
Auch seitens der SCP Group als Eigentümerin des Gebäudes habe es für die ehemaligen Mitarbeiter keinerlei Informationen gegeben. „Finanzielle Sorgen haben wir zurzeit Gott sei Dank nicht“, so der Bocholter. „Wir erhalten ja nach wie vor unseren Lohnstreifen von Real. Wenn nun erst im August 2023 oder vielleicht sogar später die Eröffnung stattfindet, sind neun Monate oder mehr vergangen. Und dann würde in Sachen Lohn im Normalfall neu verhandelt. Da macht man sich schon seine Gedanken.“
„Möchten endlich wieder arbeiten“
Doch den rund 40 Mitarbeitern, die von Edeka am Standort Rhede übernommen werden sollen, gehe es in erster Linie um etwas ganz anderes. „Wir möchten endlich wieder arbeiten“, sind sich die Betriebsratsmitglieder Claudia Sterken (Weseke), Rebecca Middelhoff (Rhede), Pattrick Engers (Bocholt), Rüdiger Gehrke (Rhede) und Jörg Kellermann (Bocholt) einig. „Uns fehlt das Ziel vor Augen. Nach den Jahren bei Real, in denen wir immer wieder um unsere Arbeitsplätze bangen mussten, wünschen wir uns endlich wieder klare Strukturen.“
„Fühlen uns wie vor den Kopf gestoßen“
Jetzt sei man wieder an dem Punkt, an dem die Sorge hochkommt. „Wir sind hochmotiviert und freuen uns auf unsere neuen Jobs“, ergänzt Rebecca Middelhoff. „Dass man jetzt wieder über die Presse informiert wird, – wir fühlen uns wie vor den Kopf gestoßen.“
Kein Bock auf Rumlümmeln
Eigentlich könnten sich die Fünf und die rund 40 Kollegen ganz entspannt auf dem Sofa lümmeln. Wer wird schon fürs Nichtstun bezahlt? „Nein, wir lieben unsere Arbeit“, sagt Middelhoff. „Natürlich waren die ersten Woche klasse, da fühlte es sich noch an wie Urlaub. Jetzt nervt es einfach nur noch.“ Arbeitsfreude und Motivation, zwei Begriffe, die bei jedem Arbeitgeber für positives Herzklopfen sorgen dürften. „Edeka macht noch keine öffentliche Aussage, wer der neue Betreiber sein wird“, erklärt Jörg Kellermann. „Aber dieser wird ja wohl schon feststehen. Und da wäre es doch schön, wenn der neue Arbeitgeber zumindest mit den künftigen Mitarbeitern schon mal Kontakt aufnähme. Oder wenigstens Edeka als Zentrale. Zumal ja nun noch Monate ins Land gehen werden und wir mal wieder im Dunkeln tappen.“
Kein Verständnis für Null Informationen
Der Betriebsrat hofft, dass es bald nähere Informationen gibt. „Über unseren Anwalt haben wir Edeka bereits um Kontaktaufnahme geben“, so Rüdiger Gehrke. „Wir haben für alle Probleme, die sich mit Abnahme und Umbau des alten Gebäudes ergeben, Verständnis. Wir haben aber kein Verständnis dafür, dass man uns dumm dastehen lässt. Wir möchten als Team für Edeka in Rhede weiterarbeiten. Wir freuen uns auf das neue Aufgabenfeld.“
Appell an Edeka und auch Stadt Rhede
Der Betriebsrat appelliert an Stadt, Edeka und SCP Group: „Gebt uns doch bitte einfach das Gefühl, dass wir als Mitarbeiter es wert sind, zuerst zu erfahren, wo die Reise hingeht.“
Auf zwei Tassen Kaffee mit dem Betriebsrat
Eure Bocholter Reporterin und B-O-Autorin hat sich mit den Betriebsratsmitgliedern auf eine Tasse Kaffee getroffen. Nein, auf zwei. Ein interessanter Austausch, den wir im Audioformat einfach mal mitgeschnitten haben.
Hintergrundinfo
Einen verbindlichen Bauzeitenplan kann die SCP Group nicht geben. Grund seien die erschwerten Bedingungen in der Baubranche. Die Ex-Real Rhede-Mitarbeiter wissen nicht, wann Eröffnung sein wird und inwieweit der neue Arbeitgeber mit ihnen plant (Einarbeitung, Fortbildung usw.). Auf über 4.000 Quadratmeter sollen sie künftig für die Kunden da sein. Künftig ist für den Betriebsrat ein Begriff, den dieser zumindest bis Jahresende 2022 gerne genauer definiert wüsste.