Jannis Schmeing über eine ganz besondere Synergie – Mehr Natur in die Bebauung
Was tun? Das Dach begrünen oder eine Photovoltaik-Anlage installieren? Nun, am besten beides. Was viele nämlich nicht wissen: Dachbegrünung und Solar lassen sich kombinieren. Laut Bundesverband GebäudeGrün (BuGG) ist diese nachhaltige Symbiose eine wunderbare Möglichkeit, mehr Natur in die Bebauung zu bringen und zudem die Sonne als Energiebereiter zu nutzen. Ein paar Punkte aber muss man beachten.
Bocholter Unternehmen Grandiflora
Jannis Schmeing ist für das Bocholter Unternehmen Grandiflora tätig und Fachmann, wenn es darum geht, Solardächer zu gestalten. Und die Nachfrage ist, wie er sagt, groß. „Seit der letzten Bundestagswahl ist die Nachfrage nach erneuerbaren Energien deutlich gestiegen, auch der Krieg in der Ukraine pusht diese Tendenz. Verbraucher lassen sich in Sachen Photovoltaik beraten, zudem haben sie den Wunsch, mehr Grün in die Stadt zu bringen. Das gilt übrigens auch für Unternehmen.“
Moderne PV-Module
Und beides ist möglich, so der Fachmann. „Die modernen PV-Module werden über der Begrünung angebracht. Beides funktioniert sozusagen übereinander.“ In erster Linie seien es zwar Privatleute, die Interesse zeigten, die wirtschaftlichen Vorteile der Kombination seien aber gerade auch für Unternehmen eine gute Möglichkeit. Hier werde sich, so Schmeing, sicherlich zukünftig noch viel mehr bewegen. „Die kombinierten Systeme brauchen mehr Bekanntheit.“
Was muss ich beachten?
Was aber gilt es zu beachten. Schmeing: „Das Dach muss natürlich ausreichend tragfähig sein, eine Belastung von 120 kg/m² sollte möglich sein. Auch gilt es zu beachten, dass die Abdichtung noch intakt oder eine Sanierung vorab sinnvoll ist. Bauamt, Architekten und Dachdecker sind Ansprechpartner.“
Bei dem Solargründach-System sollte man auf ein Profisystem eines Dachbegrünungsanbieters zurückzugreifen, da aktuell nur dort alle Komponenten richtig aufeinander abgestimmt seien. Reihenabstände zwischen den Modulen, Abstände zwischen Begrünung und PV-Modulen, Auflast für das Gesamtsystem – all diese Faktoren seien zu berücksichtigen.
Pflegebedarf
Aber wie hoch ist der Pflegebedarf und kann die Begrünung der Photovoltaik-Anlage mehr Effizienz verleihen? „Eine Dachbegrünung braucht eine gewisse Pflege, das ist schon richtig“, so Jannis Schmeing. „Bei normalen Hausdächern muss man mit mit vier bis acht Stunden Arbeit pro Jahr rechnen, das ist doch überschaubar. Die Begrünung aber sorgt für eine konstante Temperatur auf dem Dach. Im Gegensatz zu einer schwarzen Bitumenoberfläche erhitzt sich eine lebendige Begrünung deutlich weniger. Die Pflanzen kühlen die Umgebung aktiv durch die Verdunstung von Wasser. Der Unterschied zwischen Schwarzdach und Gründach beträgt bei Sonneneinstrahlung regelmäßig 30°C und mehr. Bei hohen Temperaturen sinkt die Leistung der PV-Module rapide ab“.
Ab 25 °C für jedes weitere Grad um ca. 1%. Ein Schwarzdach kann sich auf über 60 °C aufheizen, ein Gründach auf höchstens 30 °C. Macht aufs Jahr gesehen eine Mehrleistung von ca. 4-7 % mehr Strom. Das sollte man mitnehmen! Auch wird auch die Lebensdauer der PV-Module durch die kühleren Temperaturen verlängert.
Förderung
“Fördergelder gibt es für das grüne Dach wie auch für das Anbringen einer Photovoltaik-Anlage. Hier gilt es, sich einfach mal ganz unverbindlich beraten zu lassen. Wer allerdings glaubt, dass innerhalb weniger Wochen das Natur-Solardach eingerichtet werden kann, der könnte eines besseren belehrt werden. Hier ist 2022 auf jeden Fall noch mit erheblichen Wartezeiten zu rechnen.
Unser Tipp: Am 20. und 21. Oktober tagt in Berlin der BuGG-Fachkongress „Solar-Gründach“. Wer sich hier detailliert informieren möchte, muss die Koffer nicht packen, der Kongress wird auch online angeboten. Die „Solar-Pflicht“, Kombination von Photovoltaik und Dachbegrünung, sowie weitere Themen (u. a. Herstellungs- und Instandhaltungskosten, Festsetzung in Bebauungsplänen, Potenziale, Produkt- und Systemlösungen) werden thematisiert.
Infos: www.gebaeudegruen.info
