Bocholt. Am Sonntag, 25. September 2022, findet auf der Aasee-Festwiese in Bocholt das große Stadtschützenfest statt. 18 Vereine schicken ihre Könige zur Vogelstange. Im 800-Jährigen der Stadt Bocholt soll ein neuer Stadtkaiser gekrönt werden. Wenn gegen 17 Uhr der neue Kaiser das Zepter übernimmt, gibt ein anderer das Zepter ab: Stadtkaiser Hubert Hungerkamp. Und es gibt noch wen, der Sonntag einen königlichen Abschuss feiert: Bernhard Wilting.
„Und das ist gut so“, lacht der Bocholter, der über viele, viele Jahre Schütze aus Leidenschaft war und auch bleiben wird. „Ich will jetzt nicht mehr organisieren, tun und machen“, ergänzt Bernhard Wilting und sein Blick fällt auf seine Frau Silvia. „Meine Frau beschwert sich schon.“
Mit der Fietse um die Welt
Bernhard Wilting war viele Jahre Vorsitzender der Interessengemeinschaft Bocholter Schützenvereine (IGBS).Den Posten aber will er nun den Jüngeren überlassen. „Das Stadtschützenfest 2022 ist für mich ein wunderbarer Abschluss“, freut sich er auf den 25. September. „Und danach schnappe ich mir meine Frau und dann fahren wir mit unseren Fietsen um die Welt.“
Nun, vielleicht nicht ganz um die Welt, aber die beiden wollen es sich schön machen und ihre Freizeit gemeinsam genießen. „Für das Stadtschützenfest wünsche ich mir jetzt Kaiserwetter, ein spannendes Vogelschießen und vor allem einen wunderschönen Tag, der in die Geschichte Bocholts eingehen wird“, so Wilting.
„Ah… der Herr Kaiser!“
Einer, der sich bereits in die Geschichte Bocholts geschossen hat, ist Hubert Hungerkamp. Beim letzten Stadtschützenfest im Jahr 2000 holte er den Vogel von der Stange, seither ist er im Ortsteil Barlo „der Herr Kaiser“.
Rund 320 Könige „käbbeln“ Sonntag friedlich um den Titel. Und am Ende wird es einen geben, der sich als Stadtkaiser 2022 feiern lassen darf. Natürlich mit seiner Kaiserin an der Seite.
Der Große Zapfenstreich
„Ich freue mich jetzt schon auf den Großen Zapfenstreich“, so der IGBS-Vorsitzende. „Es ist einfach DAS Ereignis auf einem Schützenfest, ganz besonders natürlich auf einem Stadtschützenfest.“ Und weil das so ist, wurde dieser kurzerhand vorverlegt auf kurz nach Elf. Den Großen Zapfenstreich gibt’s zu Ehren des alten Kaisers und zu Ehren der Stadt Bocholt, die ja in diesem Jahr bekanntlich 800-Jähriges feiert.
Waschzettel aus dem Jahr 2000
Was aber, wenn nach dem Rückzug aus der Orga-Tätigkeit dann doch was fehlt? „Nix da“, winkt Bernhard Wilting ab, steht auf, geht die Treppe hinaus und kommt mit einem Stapel Fotoalben wieder zurück an den Tisch. „So“, lacht der Bocholter, „wenn ich mal Entzugserscheinungen bekommen sollte, dann schaue ich die Alben durch. Da sind viele, viele Fotos drin, übrigens auch von meinen Kindern, die damals auch im Schützenverein waren.“ Und, hoppla, was ist denn das? Da klebt auf einer Seite irgendwo in der Mitte von Fotoalbum Nr. 5 ein alter Waschzettel mit den handschriftlich notierten Ergebnissen vom Stadtkaiserschießen 2000.
Jede Menge Alben mit Fotos
„Daor kiek es eene an“, so Wilting und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Da kann man mal sehen, wie wichtig es ist, in solch einer Sammlung Ordnung zu halten.“ In wenigen Tagen wird es viele, viele weitere Fotos geben. Und die werden einen jubelnden neuen Stadtkaiser 2022 zeigen, der seinen Job wiederum viele, viele Jahre ausführen muss. Denn so ein Stadtschützenfest findet ja, wie man weiß, nur alle 20 bis 30 Jahre statt. Da muss die Kaiserkrone also perfekt sitzen.
Ein Stück Stadtgeschichte
Doch in Bocholt kann man gut und gerne Krone tragen. Wenn man den Worten von Bernhard Wilting Glauben schenken mag: „Et is doch nörgens bäter as in Bokelt!“ Un waor denn Mann recht heff, daor heff he recht! Für ihn wird das Stadtschützenfest ein ganz besonderer Abschluss der langjährigen Aktivitäten für das Bocholter Schützenwesen. Er, der zweite Vorsitzende, Ulli Römer, die gesamte IGBS und auch das Stadtmarketing hinterlassen am Abend des 25. September 2022 ein ganz besonderes Event, das Stadtgeschichte schreibt.